Soziale Medien: des Anglers Fluch oder Segen?

Mark de Koning14.02.2017


Auch unser Hobby Angeln wird von den durch die Digitalisierung angestoßenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen immer stärker beeinflußt.

Ich möchte mich hier nicht darüber auslassen, wie sich E-Commerce und Ähnliches auf den Handel mit Angelgeräten und -zubehör auswirken. Nur soviel als Insider: die Veränderung in diesem Bereich ist immens und die Geschwindigkeit derselben sehr hoch. Viele Anbieter werden in naher Zukunft vor allem im ländlichen Raum auf der Strecke bleiben.

Vielmehr möchte ich hier kurz Aspekte des Wandels beleuchten, die die Wahrnehmung des Angelns in der Gesellschaft, aber auch das Angeln direkt betreffen.

In den letzten Jahren gibt es gerade in den sozialen Medien (Facebook, Twitter usw.) eine nahezu explodierende Anzahl von Seiten über das Angeln. Teilweise werden sie offen oder verdeckt von Personen, Gruppen oder Firmen mit konkreten wirtschaftlichen Interessen betrieben. Es gibt aber auch viele von privaten Personen betriebene Seiten.

Wesentlich sind aus meiner Sicht nun die folgenden Trends:

1. Die Fokussierung auf Fänge (große und viele Fische).

2. Die extrem schnelle Verbreitung von Wissen, das aktuell für erfolgreiches Angeln notwendig ist (Stellen, Methoden, Zeiten, Köder usw.).

3. Der vermehrte Einsatz von sozialen Medien zur Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen. Dieser Trend beschleunigt die ersten beiden wie ein Turbo, da knallharte wirtschaftliche Interessen dahinter stecken.

Angler freuen sich größtenteils über die ersten beiden Trends. Die allermeisten Angelgeräte-Firmen, Guides usw. sind begeistert über die Möglichkeiten zur Vermarktung ihrer Angebote und nutzen jene sehr intensiv. Es gibt aber zwei bedeutsame negative Effekte der oben beschriebenen Entwicklungen.

Zum einen ist ein großer Teil der Seiten in den sozialen Medien quasi öffentlich, d.h. vor allem auch über Suchmaschinen für jedemann auffindbar und einsehbar. Das hat zur Folge, dass das Angeln in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen wird als früher. Man kann dies positiv bewerten. Fraglich ist jedoch, ob dem nicht angelnden Betrachter das Angeln überhaupt positiv erscheint. Gerade der erste der oben erwähnten Trends kann auf Nichtangler befremdlich oder sogar exzessiv wirken.

In Verbindung mit der auf vielen Seiten öffentlichen geführten Diskussion zum Thema Catch-and-Release ergeben sich darüber hinaus speziell hier in Deutschland viele potentielle Angriffspunkte für politische Gegner des Angelns. Radikale Tierschützer und ihre moderaten Verbündeten, z.B. in der aktuellen Regierung von NRW, suchen nach Möglichkeiten, unser Hobby weiter einzuschränken. Über die entsprechenden Aktivitäten in den sozialen Medien werden ihnen jene teilweise auf dem Silbertablett serviert. Daraus können über kurz oder lang weitere Einschränkung unseres Hobbys wie z.B. Guidingverbote folgen.

Zum anderen hat die schnelle Verbreitung von fangrelevantem Wissen als zweiter bedeutender Trend zur Folge, dass der effektive Befischungsdruck, d.h. am richtigen Ort, an der richtigen Stelle und mit dem richtigen Ködertyp, vor allem auf Raubfische deutlich zugenommen hat. Das wiederum kann bewirken, dass Gewässerbesitzer schneller als in früheren Zeiten Fangbegrenzungen oder Einschränkungen, z.B. solche des Bootsangelns, ausgesprechen werden.

Bei allen Aktivitäten speziell in den sozialen Medien darf man nicht vergessen, wer das alles lesen könnte und was dadurch in Bewegung gesetzt werden könnte. Es sind eben keine Fotoalben mit Fangfotos, die früher nur im kleinen Kreis gezeigt wurden. Diese Erkenntnis muß sich allerdings erst noch durchsetzen. Auch bei mir hat das eine Zeit lang gedauert…



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