Warum es weniger Angelläden gibt

Mark de Koning24.02.2017


Vor allem in ländlichen Regionen wie dem Sauerland hat die Zahl der Angelgeschäfte in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Das Angeln als Hobby und auch der Einzelhandel als Vertriebsform sind von einigen massiven Veränderungen betroffen, die für diese Entwicklung verantwortlich sind.

Es wird weniger geangelt

Im Vergleich zu den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wird in der Summe weniger geangelt. Die Hauptgründe sind:

1. Einschränkende Gesetze und Regeln

Die betreffenden Regelungen kommen hauptsächlich vom Gesetzgeber (Verbot des lebenden Köderfisches, Wettangelverbot, Hälterverbot und vieles mehr), von den Kommunen (Parkverbote, Zugangsbeschränkungen und ähnliches) und im geringeren Umfang von den Gewässerbesitzern, wie z.B. dem Ruhrverband. Die für den Vertrieb von Angelscheinen zuständige Fischereiabteilung des Ruhrverbands hat andererseits versucht, durch die Freigabe der Elektromotoren das Bootsangeln an den Seen des Sauerlands interessanter zu machen um sich so quasi mit einer Förderung des Renken- und Raubfischangelns dem negativen Grundtrend entgegenzustemmen. Die Abnahme der Anzahl der Uferangler hat das aber nicht kompensieren können.

2. Veränderungen der Wasserqualität

Die Wasserqualität der Talsperren und Flüsse des Sauerlands hat sich in den letzten 25 Jahren drastisch verbessert. Im Zuge der Modernisierung der Kläranlagen gelangt z.B. aus ihnen so gut wie kein Schmutzwasser mehr in die Stauseen. Das Verbesserung der Wasserqualität hat wichtige Auswirkungen für die Angler: Zum einen wird das Wasser immer klarer, d.h. Fische können besser sehen und Wasserpflanzen wie die Wasserpest können gedeihen. Zum anderen verändert sich der Fischbestand dahingehend, dass Weißfische auf dem Rückzug und Coregonen sowie Salmoniden auf dem Vormarsch sind. Zudem nimmt die Fischdichte aufgrund des geringeren Nährstoffgehalts tendenziell ab.

3. Der Einfluß der Kormorane

An den Flüssen des Sauerlands hat sich der Fischbestand vor allem durch das Aufkommen der Kormorane massiv verändert. Die Äsche, ein Massenfisch früherer Tage, ist fast verschwunden und mittlerweile sogar geschützt. Manche Teilstücke der Flüsse haben inzwischen zudem den Charakter von Put-and-Take Gewässern, da viele Angler dort nur direkt nach Besatzmaßnahmen angeln gehen.

Es gibt weniger Gründe, einen Angelladen zu besuchen

Angelläden werden als Ausgabestellen für Angelscheine und als Anlaufstelle für fangrelevante Informationen weniger wichtig, da beides zunehmend auch online erhältlich ist.

In den letzten Jahren gibt es im Internet eine nahezu explodierende Anzahl von Seiten über das Angeln, vor allem in den sozialen Medien a´la Facebook. Das frei verfügbare Angebot an echten oder auch nur gefühlten anglerischen Fachwissen ist de facto eine Konkurrenz zu dem Beratungsangebot des Angelgeräte-Fachhandels.

Vor allem Angelshops mit einem insgesamt wenig attraktiven Angebot waren auf diese beiden Frequenzbringer angewiesen.

Die zunehmende geschäftliche Komplexität

Der materielle, zeitliche und intellektuelle Aufwand, ein wettbewerbsfähiges Angelgeschäft zu betreiben, wird unter anderem durch den Wettbewerbsdruck aus dem Internet immer höher.

Wettbewerbsfähig zu sein bedeutet, ein großes und interessantes Sortiment zu attraktiven Preisen auf fachlich hohem Niveau sowohl offline als online zu vertreiben. Das wiederum erfordert einen großen Kapital- und hohen persönlichen Arbeitseinsatz sowie ein solides fachliches und kaufmännisches Wissen. Immer weniger Inhaber von Angelläden sind dazu in der Lage, sei es nun aus finanziellen Gründen, oder auch wegen fehlender persönlicher Qualifikationen.

Kleine Angelläden können den Kunden oft keine attraktiven Sortimente und Preise bieten. Größere Angelgeschäfte wiederum sehen sich mit umfangreichen, Anfang 2017 nochmals verschärften gesetzlichen Dokumentations-, Aufbewahrungs- und Kassenführungspflichten konfrontiert, die ebenfalls nur von wenigen Betreibern vollumfänglich erfüllt werden können.

Ausblick

Meine Prognose ist, dass die Anzahl der Angelläden gerade in schwächer besiedelten Regionen wie dem Sauerland weiter abnimmt und nur noch einige starke Anbieter übrig bleiben werden, die auf mehreren Vertriebskanälen erfolgreich sind. Das müssen nicht unbedingt sehr große Angelläden sein, da sich große Flächen und viel Personal aufgrund der sinkenden Gewinnmargen immer weniger finanzieren lassen. Angelshops mit sehr kleinen Verkaufsflächen haben aber langfristig definitv keine Zukunft, da sie keine zeitgemäße Präsentation eines ausreichend großen Sortiments an Angelgeräten und Angelzubehör erlauben.


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