Kanarisches Spinnfischen

von Mark de Koning (veröffentlicht bei Anglerpraxis.de im Mai 2007)

2018er Update: Kanarisches Spinnfischen Reloaded

  Autor

  Wer wie ich beruflich viel mit dem Angeln in Deutschland zu tun hat, der hat im Sommer Urlaubssperre und kann seinen Kunden leider nicht in die klassischen Zielgebiete wie z.B. Skandinavien folgen. Kommt dann noch eine Aversion gegen Winterkälte hinzu, dann verschlägt es einen so doppelt eingeschränkten Angler im eigenen Urlaub zwangsläufig in Richtung Süden.

Im potentiellen Urlaubsgebiet eines Anglers sollte es Wasser mit ein paar Fischen geben. Das Vorhandensein von Wasser und die höheren Temperaturen haben den Vorteil, daß auch eine nicht angelnde Begleiterin schnell von einem Urlaub in südlichen Gefilden begeistert ist.

Insbesondere die Kanarischen Inseln bieten gegenüber noch weiter entfernten exotischen Zielen ein angenehmes Klima und eine dem verwöhnten Mitteleuropäer entgegenkommende Infrastruktur.

Das Big Game Angeln ist dort im Winterhalbjahr in der Regel nicht so aussichtsreich und zudem ziemlich teuer. Auch das dort angebotene Schleppen auf kleinere Räuber belastet das Urlaubsbudget erheblich. Es gibt auf den Kanarischen Inseln aber auch einige Boote, die zum Grundangeln mit Naturködern rausfahren, bei dem regelmäßig viele Fischarten von der Rotbrasse bis zu Haien und Rochen gefangen werden.

Ich beschränke mich in diesem Bericht bewußt auf das für jedermann erschwingliche Uferangeln. Natürlich habe ich auf den Kanarischen Inseln vom Ufer aus mit Naturködern, vor allem mit Gambas und Brot allerlei bunte Fische und Meeräschen gefangen. Aber der Spinnfischer in mir kommt immer wieder zum Vorschein. Speziell Spinnfischen ist daher Thema der folgenden Zeilen.

Vorbereitungen

Am Anfang stand ich vor der Frage, welche Fischarten mich beim Spinnfischen auf den Kanarischen Inseln überhaupt erwarten würden. In unbekannten Gewässern vermuten eingefleischte Angler erfahrungsgemäß immer die größten und kampfstärksten Gegner ihres Lebens. Diese Vorfreude gehört eben mit zu unserem Hobby.

Um nicht mit komplett überzogenen Vorstellungen anzureisen, besorgte ich mir dann mangels entsprechender Angelliteratur erst mal Fachliteratur, mit denen Taucher die auf den Kanarischen Inseln vorkommenden Fischarten bestimmen können.

Nachdem ich einige solcher Bücher durchgesehen hatte, kamen im Winterhalbjahr insbesondere Hornhechte, diese alten Bekannten gibt es dort wirklich, verschiedenen Stachelmakrelenarten und der berüchtigte Barrakuda in die engere Auswahl der Zielfische.

Welches Gerät sollte ich einsetzen? Im Rahmen der ersten Reise kannte ich noch nicht das Angebot mancher Airlines, zusätzlich zuvor angemeldetes Sportgepäck kostenlos zu transportieren. Daher packte ich am Anfang, ich muß es hier mit gesenktem Blick gestehen, eine Teleskoprute in meinen Koffer. Die Rute hatte eine Länge von 3,30m, ein Wurfgewicht von 20 bis 50g und war mit einer mittleren Stationärrolle sowie einer abriebfesten 0,25mm dicken Monofilschnur bestückt.

Als Köder nahm ich beim ersten Mal klassische Meeresspinnköder mit, wie man sie auch an Norwegens Küste einsetzt. Es handelte sich um kleine silberne, blaue und grüne Pilker sowie schlanke Blinker mit Gewichten von 18 bis 28g. In Erwartung großer Fische verstaute ich im Koffer auch noch ein langes Teleskopgaff. Zur Sicherheit nahm ich, da ich der Sache noch nicht ganz traute, auch etwas Zubehör für das Fischen mit Naturködern mit.

Insgesamt war die Ausrüstung vom Umfang her sehr spartanisch. Angeln soll und darf in meiner knapp bemessenen Urlaubszeit meistens nur eine Nebensache sein, zumal das Thema für mich zuhause sowieso schon Alltag ist.

Die ersten Versuche

An den ersten paar Tagen stand zunächst mal der eigentlichen Zweck der Reise auf der Agenda: Abschalten und Erholen. Mit einem Mietwagen wurde die Gegend erkundigt, wobei meine Angleraugen natürlich automatisch immer wieder in Richtung Küste wanderten und schon mal interessanten Stellen ausmachten.

Ein kleines Kap mit einem Leuchtturm hatte es mir besonders angetan, zumal in einem Reiseführer stand, daß Taucher dort regelmäßig viele Fische sehen können. Im Rahmen einer Inselrundfahrt legten wir an dieser Stelle einen kurzen Stop ein. Aus dem Kofferaum des Mietwagen holte ich zum Erstaunen meiner Begleiterin die schon fertig montierte Rute.

Nach ein paar Würfen mit einem Blinker konnte ich einen kleinen makrelenartigen Fisch haken, der aber noch vor dem Fotografieren wieder zurück ins Wasser fiel. Die erste Beute konnte ich also nicht dokumentieren. Eine halbe Stunde später packte ich sichtlich gefrustet wieder ein. Die Inselrundfahrt wurde zur Freude meiner Begleiterin fortgesetzt.

Ein paar Tage später kamen wir nochmal speziell zum Angeln zurück an diese Stelle. Das Wetter spielte mit: Es war sonnig und nicht besonders windig. Das Naturköderangeln brachte hin und wieder nur einen kleinen Lippfisch. Daher fing ich nach einiger Zeit wieder an, mit einem kleinen Pilker oberflächennah zu blinkern.

Nach etwa einer Stunde intensiven aber erfolglosen Werfens gab es endlich einen ordentlichen Biß, dem eine rabiate Flucht folgte. "Schnell, das Gaff, ich brauch das Gaff" rief ich meiner Begleiterin total aufgeregt zu, die es sich inzwischen auf einem etwa 10m entfernten Felsen mit einem Buch in der Hand bequem gemacht hatte. Dem Drill nach zu urteilen mußte es ein ordentlicher Fisch sein, nur welcher Art?

Der Fisch befand sich nach einiger Zeit abgekämpft direkt am Fuß des Felsens, auf dem ich stand. Ich hatte das Gaff schon in der Hand, da konnte ich im Brandungsschaum endlich den Kämpfer sehen: Es handelte sich um einen nach nordischen Maßstäben ziemlich stattlichen Hornhecht. Das Gaff war natürlich aufgrund der Form des Fisches nutzlos. Mit Ach und Krach bekam ich den Fisch an der Schnur mit der Hand heraufgehoben. Die Rute hatte ich zuvor sicherheitshalber beiseite gelegt. Sie hätte beim Rausheben Schaden nehmen können.

Nach dieser glücklichen Landung wurde ganz schnell ein Foto geschossen, der Fisch zum Abschätzen der Länge an die Rute gehalten und schließlich wieder unverletzt in die Freiheit entlassen. Mein erster südlicher Hornhecht hatte eine Länge von ca. einem Meter.

  Hornhecht1

  Ein Jahr später war eine andere Insel der Kanaren an der Reihe. An einem verlassenen Pier fischte ich dann wie im Vorjahr mit einem kleinen Pilker und auch dort gab es Hornhechte. Einen Fisch von etwa 90cm Länge konnte ich landen, ein zweiter ging mir im Drill verloren.

Ich fing mit der Methode auch noch andere Fische: Kleine Barrakudas und Gabelmakrelen.

  Barrakuda1  Gabelmakrele

  Mit Gummi im Süden

Zurück in Deutschland kam mir beim heimischen Spinnfischen eines Tages der naheliegende Gedanke, es im folgenden Urlaub auch mal mit Gummiködern zu probieren. Im nächsten Urlaubskoffer tummelten sich also zusätzlich ein paar Twister und Gummifische. Darüber hinaus hatte ich zuvor bei der Airline Sportgepäck angemeldet, so daß ich jetzt endlich auch mal eine Steckrute mitnehmen konnte.

Vor Ort brachten die ersten Würfe mit einem weißen Twister schon Bisse, von denen ich schließlich auch einen verwerten konnte. An dem großen 4/0er Haken hing allerdings nur ein Eidechsenfisch. Mit dieser Art hatte ich auch schon beim normalen Blinkern öfter mal Bekanntschaft gemacht, wenn ich den Köder in Grundnähe führte.

  Eidechsenfisch

  Diese Fische sind außerordentlich gierig und schnappen nach allem, was am Standplatz vorbeischwimmt. Dabei scheut ein Eidechsenfisch auch nicht davor zurück, Opfer zu attackieren, die fast so groß sind wie sie selbst. Die Fische werden etwa 35cm lang und haben ein reptilienartiges, mit nadelspitzen Zähnen besetztes Maul. Mehr als diese kuriosen Fische konnte ich beim ersten Versuch mit Gummi nicht fangen.

Einige Tage später bekam ich mit, wie in einem Hafen in der Dämmerung auf Köderfisch Barrakudas gefangen wurden. Ich schnappte mir meine Spinnrute, steckte die E-Spule mit geflochtener Schnur auf und versuchte mein Glück mit weißen und silbernen Gummifischen.

Nah an der Hafenmauer hagelte es zunächst Fehlbisse, was zumindest schon mal den Adrenalinspiegel steigen ließ. Die Gummifische sahen nach den Bissen ziemlich mitgenommen aus, d.h. es handelte sich offensichtlich um gut bewaffnete Fische. Aus Achtung vor dem Gegner verwendete ich ein Stahlvorfach. Ein zusätzlicher, hinter dem Jigkopf montierter Drilling brachte schließlich den Erfolg. Ein kleiner Barrakuda packte meinen Gummifisch und blieb hängen.

  Barrakuda2

  Ein paar Minuten später hing ein größerer Bursche am Haken. Unter Urlaubslässigkeit leidend hatte ich aber einen unverzeihlichen Fehler gemacht. Mein extra langer Unterfangkescher war nicht einsatzbereit. Eine Todsünde, die sofort bestraft wurde. Der Versuch, den etwa 70cm langen Fisch die Hafenmauer hochzuheben, schlug fehl. Der Haken löste sich beim Heben und der Fisch viel zurück ins Wasser. Danach war es wie verhext. An dem Abend gab es keinen Biß mehr. Kurze Zeit später ging es leider auch schon wieder zurück Richtung Heimat.

Im nächsten Jahr, in dem der Winter auch auf den Kanarischen Inseln ziemlich kalt war, gab es an derselben Stelle noch nicht einmal mehr Fehlbisse. In einem anderen Hafen folgten zwei größere Barrakudas meinem Gummifisch ohne zuzupacken. An mehreren Stellen sind mir Fische nach kurzem Drill ausgestiegen. Insgesamt schien sich das kalte und stürmische Wetter des Jahres auch negativ auf das Beißverhalten der Fische auszuwirken.

Mit Gummifisch gelang mir aber noch der Fang einer etwa 35cm langen Bernsteinmakrelenart (Seriola Fasciata), die im Drill aufgrund ihrer Kampfkraft deutlich größer erschien.

  Medregal

  Auch dieser Fisch blieb nur hängen, weil ich einen Zusatzhaken, in diesem Fall einen Twinex benutzt hatte. Diese Fischart ist übrigens sehr schmackhaft und muß in den örtlichen Restaurants teuer bezahlt werden.

Erstaunlich war für mich, daß auch große Hornhechte die Gummifische mögen. Sie attakieren die Köder gerne beim Absacken an gespannter Schnur. Nach einem Fehlbiß sollte man den Gummifisch ruhig weiter sinken lassen. Die Räuber attakieren den Köder häufig ein zweites Mal. Auch der nachfolgend abgebildete 99cm lange Fisch machte diesen Fehler.

  Hornhecht2

  Ein kurioser Beifang kann sich ab und zu beim Einsatz von Angsthaken ergeben. Auch Sepias mögen nämlich Gummifische. Sie bleiben aber nur hängen, wenn der Köder entsprechend bewaffnet ist. Das nachfolgend abgebildete Exemplar fing ich kurz vor der Dämmerung.

  Choco

  Die gelungene Missionierung

Anfangs wurde ich von meinem Vater wegen meiner Kunstköderversuche belächelt. Er fischte auf den Kanarischen Inseln traditionell mit Naturködern. Endlich hatte ich ihn aber soweit, daß er es in seinem nächsten Urlaub auch mal mit einem Gummifisch versuchen wollte.

Auch er fing zunächst einige obligatorische Eidechsenfische. Es kam trotz des Einsatzes von Angsthaken aber immer wieder zu Fehlattacken. Schließlich spürte er an der Außenseite einer Hafenmole in der Dämmerung ein zartes Zupfen in der Rute, dem unmittelbar eine harter Biß folgte. Der Fisch zog mit hoher Geschwindigkeit Schnur von der Rolle. Mein Vater fragte sich, ob die Schnurfüllung wohl reichen würde.

Nach schnellem, zum Glück aber nicht zu langem Sprint stoppte der Fisch jedoch und konnte schließlich herangedrillt werden. Es handelte sich um einen unerwartet großen Barrakuda. Nun gab es einige Probleme. Mein Vater hatte keinen Kescher und kein Gaff. Weit und breit war niemand zu sehen, der helfen konnte. Zudem wurde es schon dunkel und er stand auf den großen Betonquadern der Mole. Da jedoch Flut und niedriger Wellengang herrschte, kletterte mein Vater nah ans Wasser heran und konnte schließlich den zähnestarrenden, vom Drill aber ermüdeten Fisch mit einem beherzten Griff im Nacken landen.

Ein echter Angler läßt seine Beute nicht mehr los und so turnte er in der linken Hand die Beute und in der rechten die Rute haltend im Halbdunkel über die Betonquader und erreichte schließlich den befahrbaren und beleuchteten Teil der Mole. Den Fang eines Barrakudas dieser Größe mit einem Gummifisch wollte er verständlicherweise unbedingt mit der Kamera dokumentieren.

  Barrakuda3  Barrakuda4

  Der Fisch war etwa 1,10m lang und hing nur an dem Zusatzhaken. An Zurücksetzen war angesichts der seit der Landung vergangenen Zeit nicht zu denken, also wurde der Fisch verwertet. Das sollte man übrigens in anderen Weltgegenden nicht machen, da Barrakudas abhängig davon, was sie zuvor für Beutefische gefressen haben, giftig sein können.

Ein paar Tage später gelang meinem Vater noch der Fang eines 67cm langen Exemplars, das den Gummifisch zur Abwechslung mal komplett genommen hatte.

  Barrakuda5  Barrakuda6

  Gerätetipps

Zum Spinnfischen auf den Kanaren eignen sich normale Raubfischruten von etwa 3m Länge und einem Wurfgewicht von 20 bis 60g, maximal 40 bis 80g. Für diejenigen, die kein extra Sportgepäck mitnehmen, aber auch keine Teleskopruten einsetzen möchten, bietet die Angelgeräteindustrie mitterweile auch sehr gute mehrteilige Reisesteckruten an.

Die Rolle sollte wie bei jedem Salzwassereinsatz eine Frontbremse haben und ein solides Gehäuse sowie ein stabiles Getriebe aufweisen.

Empfehlenswert ist beim Fischen mit Kunstködern der Einsatz von geflochtener Schnur mit einer Tragkraft von etwa 10 bis 12kg. Es ist sinnvoll, vor der geflochtenen ein paar Meter monofile Schnur der Stärke 0,40mm oder auch Fluorocarbon mit der entsprechenden Tragkraft zu schalten. Das ist unauffälliger und schützt die geflochtene Schnur vor Abrieb an Felsen.

Ich habe aber für das Fischen auf Hornhecht mit Blinkern auch immer Ersatzspulen mit durchgehend monofilen Hauptschnüren der Stärke 0,25 bis 0,30mm dabei.

Schonender als ein Gaff ist ein zerlegbarer Unterfangkescher, am besten aus monofiler Schnur und mit einem langen Kescherstab. An Hafenmolen benutze ich einen teleskopischen Stab mit einer Länge von 4m. Hilfreich kann von hohen Molen aus auch der Einsatz eines Angle-Locks sein, mit dem der Kescherkopf wie bei einer Schöpfkelle abgewinkelt werden kann.

An Ködern sollte man die schon eingangs erwähnten kleinen Pilker und Meeresblinker bei sich haben. Die Drillinge tausche ich häufig gegen 2/0er bis 4/0er Einzelhaken aus und schalte noch einen zweiten Springring, für Hornhecht teilweise noch zusätzlich einen Wirbel zwischen Köder und Haken.

Wobbler werden vom Ufer aus ab und zu sogar von den Einheimischen benutzt. Hier sind vor allem sinkende, gut werfbare Modelle in etwa 9 bis 12cm Länge interessant. Die Farben sollten sich an natürlichen Vorbildern orientieren. Daher sind silberne bzw. silberblaue Wobbler interessant. Für Barrakuda wird auch schon mal die Farbe Redhead verwendet.

Ich fische auf den Kanaren eher selten mit Wobbler, da man mit ihnen in der Regel nicht sehr weit werfen und nur in einem relativ eng begrenzten Tiefenbereich fischen kann. Um große Distanzen zu erreichen sind typische Küstenblinker und kleine Pilker interessanter. Aufgrund der hohen Wurfweite können auch Küstenwobbler, insbesondere Spökets eingesetzt werden.

Für alle Kunstköder gilt meiner Erfahrung nach, daß beim Fischen auf Barrakudas sehr viele Fehlbisse erfolgen. Diese Fische wagen oft nur einen blitzschnellen Probebiß, der sich wie ein Hammerschlag auf den Köder anfühlt.

Gummifische werden von den Räubern jedoch wegen Ihrer Weichheit oft nicht so schnell wieder losgelassen. Bei diesen Ködern ist auch die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Attacke höher, da sie von ihrer Konsistenz eher den natürlichen Vorbildern entsprechen. Im Wurfbreich der normalen Wobbler bevorzuge ich daher Gummifische, zumal sie auch variantenreicher gefischt werden können.

Ein gravierender Nachteil ist jedoch, daß Gummifische schnell zerbissen werden. Daher sollte man genügend Ersatzkörper mit sich führen. Für den Fang von Barrakudas eignen sich vor allem silberne und weiße Gummifische in etwa 10 bis 12cm Länge. Die Fische sollten nicht zu schwabbelig sein. Die Jigköpfe können je nach Situation ca. 16 bis 30g schwer sein. Der Einsatz von Zusatzhaken ist unbedingt empfehlenswert.

Eine Warnung möchte ich an dieser Stelle noch aussprechen: Trotz des Einsatzes von Zusatzhaken kommt es beim Angeln auf Barrakudas zu frustrierend vielen Fehlbissen. Diese Räuber attakieren ihre Beute häufig von unten in der Mitte bzw. im hinteren Bereich. Es ist gar nicht so einfach, einen Haken in dem zähnestarrenden Maul eines Barrakudas unterzubekommen. Für den nächsten Urlaub werde ich zur Frustvermeidung einen komplett überarbeiteten Jigkopf, bzw. eine komplett überarbeitete Angsthakenkonfiguration entwickeln.

Gummitwister werden an der Küste der Kanarischen Inseln übrigens oft schon beim ersten Biß eines kleineren Fisches zerrupft. Gummifische sind schon etwas langlebiger.

Generell ist beim Spinnfischen auf den Kanaren der Einsatz eines soliden Stahl- oder eines mindestens 0,70mm dicken Fluorocarbonvorfachs zu empfehlen. Man weiß ja nie, was für ein Fisch anbeißt. Das nachfolgend abgebildete 0,52mm Vorfach wurde mir von einem kampfstarken großen Fisch im Drill durchgescheuert.

  Vorfach

  Auswahl der Angelstellen

Zum Spinnfischen auf den Kanarischen Inseln haben sich die im folgenden aufgeführten Stellentypen als fängig herausgestellt.

Felsige Landzungen und Kaps, sofern dort tieferes Wasser vorhanden ist, eignen sich sehr gut für den Fang von Hornhechten und teilweise auch von Barrakudas. An Küstenabschnitten mit tieferem Wasser und vorgelagerten Felsen, die sich in Wurfweite befinden, halten sich auch tagsüber gerne Barrakudas auf.

Kleine alte Molen und Naturhäfen wurden früher so angelegt, daß die ursprünglich vorhandenen Strukturen, wie z.B. tiefe Rinnen, Mulden und Abbrüche genutzt wurden. Diese Strukturen sind natürlich auch für den Spinnangler interessant.

Die Molen der großen Häfen sind leicht zu begehen und so finden sich auf ihnen, sofern dort im Einzelfall überhaupt geangelt werden darf, meistens auch relativ viele Angler. Das tiefe Wasser an und vor diesen Molen ist auch für den Spinnfischer immer mal wieder für eine Überraschung gut. Sofern es der Wellengang und die eigene Kondition erlauben, kann auch teilweise an der Außenseite der großen Molen gefischt werden.

Ein Sonderfall sind Häfen, in denen immer noch Fisch angelandet wird. Da dort beim Reinigen der Schiffe und Ausnehmen der Fische viel Nahrung in das Wasser gelangt, ist die Fischdichte dort wesentlich höher als an den anderen beschriebenen Stellen.

Auch auf den Kanarischen Inseln werden die Häfen nachts in der Regel beleuchtet. Das Licht der Laternen hat auf viele Fischarten eine anlockende Wirkung.

Der Zeitfaktor

In einem Urlaub, der primär der richtigen Erholung dient und in dem Angeln nur Nebensache ist, kann man eigentlich gar nicht nach der Uhr angeln. Meistens liegt man nämlich früh morgens die Abwesenheit des sonst nervenden Weckers genießend noch im Bett oder sitzt abends zur fängigsten Zeit an einem lecker gedeckten Tisch.

Für alle, die sich jedoch auch im Urlaub einem von außen vorgegebenen Rythmus unterwerfen wollen, sind hier im folgenden die fängigsten Zeiten zum Spinnfischen an der Küste der Kanarischen Inseln genannt.

Grob gesagt ist der Zeitraum interessant, der sich von zwei Stunden vor dem Hochstand der Flut bis zwei Stunden danach erstreckt. Aktuelle Tidenwerte können oft vor Ort z.B. bei den Hafenbehörden erfragt werden. Bequemer ist es jedoch, über das Internet auf eine der für kurze Zeiträume kostenlosen bereitgestellten Tidentabellen zuzugreifen. Ein Beispiel findet sich unter dem folgenden Link: http://easytide.ukho.gov.uk/EasyTide/EasyTide/index.aspx.

Speziell Barrakudas jagen gerne in der Morgen- oder Abenddämmerung, so daß diese Zeiten für den Spinnfischer sehr interessant sind. In den beleuchteten Häfen ist die heiße Phase natürlich noch deutlich länger. Ähnliches gilt auch für vom Vollmond beleuchtete Nächte.

Wenn die Flut auch noch mit der Dämmerungsphase zusammenfällt, dann herrschen Idealbedingungen insbesondere für den Fang von Barrakudas.

Das Wetter

Generell sollte der Wind nicht zu stark sein. Gerade im Winter be- und verhindern auf den Kanarischen Inseln öfter mal starker Wind und entsprechend hoher Wellengang das Angeln.

Sowohl bei starkem Wind als auch bei länger anhaltenden Regenfällen kann es zu einer Eintrübung des ansonsten sehr klaren Küstenwassers kommen. In solchen Situationen hat das Spinnfischen auf die dort hauptsächlich mit ihren Augen jagenden Räuber wenig Sinn.

Ein kalter Winter mit Tagestemperaturen, die sich häufig unter 18°C befinden, scheint sich negativ auf das Beißverhalten der Fische auszuwirken, da sich dann auch das Meerwasser entsprechend abkühlt. Im Sommer und Herbst ist die Wassertemperatur sowieso höher. In der warmen Jahreszeit habe ich es dort persönlich aber mangels Zeit noch nicht ausprobieren können.

Vorsicht ist geboten

Auch auf den Kanarischen Inseln muß man beim Angeln vom Ufer aus vorsichtig sein. Die See kann ruhig erscheinen und die Wellen niedrig aussehen. Es ist aber immer damit zu rechnen, daß nach einiger Zeit plötzlich eine Welle heranrollt, die deutlich höher als ihre Vorgänger ist. Dann kann es auch einen geübten und durchtrainierten Menschen von den Beinen heben. Daher sollte ein Uferangler nicht zu nah am Wasser stehen und beim Angeln immer ein Auge auf die Höhe der anrollenden Wellen haben.

Speziell an den interessanten Außenseiten der großen Molen liegen häufig große Betonquader, zwischen denen zum Teil mehrere Meter tiefe Spalten klaffen. Darüber hinaus sind diese Quader im Tidenbereich oft auch sehr glitschig. Wer unsicher auf den Beinen ist, sollte hier genügend Höhenabstand vom Wasser halten.

Gefangene Fische sollten nur angefaßt werden, wenn man sie zuvor eindeutig identifiziert hat. Auf den Kanarischen Inseln gibt es nämlich einige giftige Arten. Das große Petermännchen sei hier als Beispiel genannt.

Beim Landen von Barrakudas sollte darauf geachtet werden, daß man nicht in die Nähe der Zähne kommt. Ein größerer Barrakuda hat ein recht eindrucksvolles Gebiß.

Ich persönlich hatte auch mal ein recht unangenehme Begegnung mit einer giftigen Qualle, der Portugiesischen Galeere. Beim Einholen meines Köders hing in der Dämmerung plötzlich eine "fremde" Leine in meiner Schnur. Reflexartig packte ich diese Schnur, was in der Handfläche sofort mit brennenden Schmerzen bestraft wurde.

Im Licht der Molenbeleuchtung erkannte ich dann, daß es sich nicht um eine Schnur, sondern um eine mit kleinen Verdickungen besetzte, blau gefärbte Tentakel der giftigen Qualle handelte. Verreiben oder der Versuch, die Tentakel abzustreifen, machen die Lage übrigens nur noch schlimmer. Da kein trockener Sand erreichbar war, legte ich ein Taschentuch auf die betroffenen Hautflächen und konnte so nach kurzer Zeit die ausgetrockneteTentakel ohne weitere Schmerzen abheben.

Rechtliches

Zum Angeln auf den Kanarischen Inseln benötigt man einen Angelschein, der mit ca. 13,- Euro erfreulicherweise sehr preiswert ist und 5 Jahre lang gilt.

Der Angelschein Licencia De Pesca Maritima Recreativa De 3.Clase wird bei der örtlichen Verwaltung, Ayuntamiento genannt, erworben. Da in den letzten Jahren auch schon mal häufiger kontrolliert wird, ist es ratsam, immer einen gültigen Angelschein mit sich zu führen.

Zumindest auf den kleineren Inseln kann es aber schon mal einen halben Tag dauern, bis man zumindest die offizielle Quittung in der Hand hält, mit der das Entrichten der für den Angelschein im voraus zu zahlenden Gebühr nachgewiesen werden kann. Mit diesem Papier darf übrigens auch schon geangelt werden. In meinem Fall hätte ich den Angelschein etwa 6 (!) Wochen nach dem Bezahlen abholen können. Ich fühlte mich etwas veralbert, da ich so lange nicht vor Ort blieb. Ich habe den Schein dann einfach ein Jahr später abgeholt.

Der örtliche Angelschein berechtigt übrigens zum Mitnehmen von maximal 4kg Fisch am Tag. Wenn man einen einzelnen Fisch fängt und verwerten möchte, der über dieser Grenze liegt, dann ist das möglich. Allerdings sollte dieser Fisch dann aber die einzige verwertete Beute sein.

Nachwort

Die beschriebenen Erfahrungen und Erlebnisse sind auf den Inseln La Palma, La Gomera und Lanzarote gesammelt worden. Da es sich nicht um reine Angelurlaube handelte, spielte das Angeln wie schon erwähnt nur eine schöne Nebenrolle. Daher erhebe ich mit diesem Bericht auch nicht den Anspruch, bezogen auf das dargestellte Thema ein Experte zu sein. Ich würde mich vielmehr freuen, wenn einige Leser die obigen Zeilen als Anregung auffassen würden, im eigenen Urlaub auch mal mit der Spinnrute zu experimentieren.

Insbesondere im Sommer dürfte das Spinnfischen auf den Kanarischen Inseln noch wesentlich interessanter sein, zumal dann nicht nur die beschriebenen Arten aktiver sind, sondern auch zusätzlich andere reizvolle Gegner wie z.B. Blaufische auf der Agenda stehen. Außer mit den beschriebenen Ködervarianten macht dann sicherlich auch das Fischen mit Poppern Sinn.

Es gibt also noch viel auszuprobieren. Ich wünsche allen viel Erfolg dabei!

Aber Vorsicht: Das ganze kann schnell in einen richtigen Angelurlaub ausarten...



 
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